Ein internationaler Heimatfilm über Sex, Drugs, Rock ' n Roll und keine Rente.

Böller & Brot über den Film

jimmy_balkonEin Freund, ein großer Zappa-Fan, sah eines Tages in einem kleinen vegetarischen Imbiss in Stuttgart einen Typen, der große Ähnlichkeit mit dem legendären Schlagzeuger von den „Mothers of Invention“ hatte. Unser Freund ging also hin zu dem Typen und machte einen Scherz: «Are you the Indian of the group?» Der Typ antwortete:

«Yes, my name is Jimmy Carl Black, and I’m the Indian of the Group.»

Sprach’s und verließ das Lokal. Unser Freund war völlig von den Socken: Der Schlagzeuger von Frank Zappa in Stuttgart! Er dachte betrübt an seine vielen unsignierten Mothers-Platten und wie er nun die Gelegenheit verpasst hatte, eine Unterschrift von Herrn Black zu ergattern.

Er erzählte uns davon, und dass es das Gerücht gäbe, «The Indian of the Group» lebe irgendwo in Süddeutschland. Wir schrieben Jimmy Carl Black ins große weite Netz. Vier Tage später kam die Antwort:

Wiltrud, How are you? I am fine. I would love to talk to you guys about a
project. I live in southern Germany but I am now in Beyern. I live about 15
km from the Chiemsee near Traunstein. My telephone number is: 08662-XXX-XXX.
Let´s get together and talk about doing something, OK. Thanks for the
interest. JCB.

Wir nahmen unsere kleine Kamera und unseren Freund und seine Zappa-Platten-Sammlung mit und fuhren nach Bayern. In Siegsdorf schaufelte man gerade zwei Meter Schnee von den Dächern und es war ernüchternd, die Musiklegende in einer bescheidenen 3-Zimmer-Wohnung anzutreffen.

Bayern mit seinen Lederhosen, Blasmusik und Tradition schien nicht unbedingt der passende Ort für einen Zappa-Musiker, Ex-Hippie und Indianer aus El Paso. Herr Black hat nie gelernt Deutsch zu sprechen, noch weniger Bayrisch.

Aber er signierte freundlich den Platten-Stapel unseres Freundes und auf die Frage, ob er des Signierens nie müde werde, meinte er: «Yes, I do. But it doesn’t do me any good.» Seine deutsche Frau lasse ihn auch alles signieren, was nicht niet- und nagelfest ist.

Und schon waren wir mittendrin in einem neuen Filmprojekt, das uns 6 Jahre lang begleiten sollte …

Jimmy Carl Black wollte gerne einen Film haben, der ihn – «famous» war er ja schon – auch noch «rich» machen sollte, aber gefilmt werden wollte er nicht so sehr. «Always shooting that camera! That’s your job! A lousy job, but somebody’s got to do it!». Als Musiker war er gewohnt, Interviews zu geben, und auf der Bühne oder wenn’s hoch kommt noch Backstage gefilmt zu waren, aber alles andere: Wozu sollte das gut sein?

Das Projekt war ungewöhnlich schwierig zu finanzieren. Begründet waren die Absagen mit: «Musikfilm? Das geht gerade gar nicht» oder «Der Schlagzeuger Jimmy Carl Black? Ja, wenn es Zappa wäre …» Die einen sagten: «Das ist in Bayern, das muss Bayern machen!» Die Bayern sagten: «Ja, wenn es Zappa wäre …»

In den zwei Jahren im Wechselbad der Sender Zu-, Ab- und Zusagen, filmten wir, wann immer es uns möglich war oder wir es für unbedingt nötig hielten. Jimmy dauerte das alles zu lange, als habe er ein Vorahnung, erinnerte er uns oft daran: «Get me while you can! I may not be around for too long!»

Sein körperlicher Zustand verschlechterte sich, die letzte große US-Tournee mit Eugene Chadbourne war für ihn schon sehr beschwerlich. Und doch, genau das war sein Leben, herumreisen, alte Zappa-Platten signieren, in Hotelzimmern fernsehen, und den Rythmus halten wie ein Uhrwerk.

«Sweet, sweet, steady beat.»

Wir haben uns gefragt, wie das ist, mit dem Ruhm und Reichtum, und mit der Arbeit im Alter.Und was blüht uns, wenn wir einmal 70 sind. Werden wir immer noch Filme machen können/wollen? Werden wir, wie Jimmy, trommeln bis zum Schluss?

Böller & Brot über den Film

jimmy_balkonEin Freund, ein großer Zappa-Fan, sah eines Tages in einem kleinen vegetarischen Imbiss in Stuttgart einen Typen, der große Ähnlichkeit mit dem legendären Schlagzeuger von den „Mothers of Invention“ hatte. Unser Freund ging also hin zu dem Typen und machte einen Scherz: «Are you the Indian of the group?» Der Typ antwortete:

«Yes, my name is Jimmy Carl Black, and I’m the Indian of the Group.»

Sprach’s und verließ das Lokal. Unser Freund war völlig von den Socken: Der Schlagzeuger von Frank Zappa in Stuttgart! Er dachte betrübt an seine vielen unsignierten Mothers-Platten und wie er nun die Gelegenheit verpasst hatte, eine Unterschrift von Herrn Black zu ergattern.

Er erzählte uns davon, und dass es das Gerücht gäbe, «The Indian of the Group» lebe irgendwo in Süddeutschland. Wir schrieben Jimmy Carl Black ins große weite Netz. Vier Tage später kam die Antwort:

Wiltrud, How are you? I am fine. I would love to talk to you guys about a
project. I live in southern Germany but I am now in Beyern. I live about 15
km from the Chiemsee near Traunstein. My telephone number is: 08662-XXX-XXX.
Let´s get together and talk about doing something, OK. Thanks for the
interest. JCB.

Wir nahmen unsere kleine Kamera und unseren Freund und seine Zappa-Platten-Sammlung mit und fuhren nach Bayern. In Siegsdorf schaufelte man gerade zwei Meter Schnee von den Dächern und es war ernüchternd, die Musiklegende in einer bescheidenen 3-Zimmer-Wohnung anzutreffen.

Bayern mit seinen Lederhosen, Blasmusik und Tradition schien nicht unbedingt der passende Ort für einen Zappa-Musiker, Ex-Hippie und Indianer aus El Paso. Herr Black hat nie gelernt Deutsch zu sprechen, noch weniger Bayrisch.

Aber er signierte freundlich den Platten-Stapel unseres Freundes und auf die Frage, ob er des Signierens nie müde werde, meinte er: «Yes, I do. But it doesn’t do me any good.» Seine deutsche Frau lasse ihn auch alles signieren, was nicht niet- und nagelfest ist.

Und schon waren wir mittendrin in einem neuen Filmprojekt, das uns 6 Jahre lang begleiten sollte …

Jimmy Carl Black wollte gerne einen Film haben, der ihn – «famous» war er ja schon – auch noch «rich» machen sollte, aber gefilmt werden wollte er nicht so sehr. «Always shooting that camera! That’s your job! A lousy job, but somebody’s got to do it!». Als Musiker war er gewohnt, Interviews zu geben, und auf der Bühne oder wenn’s hoch kommt noch Backstage gefilmt zu waren, aber alles andere: Wozu sollte das gut sein?

Das Projekt war ungewöhnlich schwierig zu finanzieren. Begründet waren die Absagen mit: «Musikfilm? Das geht gerade gar nicht» oder «Der Schlagzeuger Jimmy Carl Black? Ja, wenn es Zappa wäre …» Die einen sagten: «Das ist in Bayern, das muss Bayern machen!» Die Bayern sagten: «Ja, wenn es Zappa wäre …»

In den zwei Jahren im Wechselbad der Sender Zu-, Ab- und Zusagen, filmten wir, wann immer es uns möglich war oder wir es für unbedingt nötig hielten. Jimmy dauerte das alles zu lange, als habe er ein Vorahnung, erinnerte er uns oft daran: «Get me while you can! I may not be around for too long!»

Sein körperlicher Zustand verschlechterte sich, die letzte große US-Tournee mit Eugene Chadbourne war für ihn schon sehr beschwerlich. Und doch, genau das war sein Leben, herumreisen, alte Zappa-Platten signieren, in Hotelzimmern fernsehen, und den Rythmus halten wie ein Uhrwerk.

«Sweet, sweet, steady beat.»

Wir haben uns gefragt, wie das ist, mit dem Ruhm und Reichtum, und mit der Arbeit im Alter.Und was blüht uns, wenn wir einmal 70 sind. Werden wir immer noch Filme machen können/wollen? Werden wir, wie Jimmy, trommeln bis zum Schluss?