Ein internationaler Heimatfilm über Sex, Drugs, Rock ' n Roll und keine Rente.

I’d rather have a gun – Kritik von Sebastian Gutnik

Eine Kamera dokumentiert die letzten Jahre von Jimmy Carl Black. Tatsächlich zeigt sie einen Western. In Bayern. Mit Drumsticks statt Colts.

Nach Bayern geht man zum Sterben. Auch die, die einst für Frank Zappa Schlagzeug spielten. Die, vor deren langen Haaren junge Männer von alten Frauen gewarnt wurden. In Bayern kriegen sie ihre zu hohe Telefonrechnung, und basteln an CDs, die sich schlecht verkaufen. Hin und wieder winkt der vorbeifahrende Landwirt. Jimmy lächelt darüber. Wie ist dieser Mann, der einst als Indianer für Zappas legendäre „Mothers of Invention“ spielte, nur in dieser Einöde gelandet? Welchen Stellenwert hatte seine Kunst – außer, dass sie schwache, nostalgische Lächeln auf die Gesichter anderer alter Männer zaubert?

Die Macher von „WHERE’S THE BEER AND WHEN DO WE GET PAID?“ stellen Fragen. Die gemütliche bayrische Dorflandschaft absorbiert diese gleichgültig. Sie funktioniert blendend, ohne auf die Fragen zu antworten. Was braucht diese Landschaft? Nicht den Mann mit den großen Tränensäcken und dem erstklassigen texanischen Akzent, der sich darüber aufregt, dass John Wayne hier im Fernsehen deutsch spricht. Ihn brauchen höchstens seine deutsche Frau und ein paar alte Freunde. Der Landschaft genügen die Trachtenmusiker und der Pflasterer, deren Arbeit in langen Aufnahmen dem Gebrummel des Altrockers gegenübergestellt wird. Wer gewinnen wird, ist klar – trotzdem lauschen wir fasziniert, wie Jimmy die Autos seines Lebens aufzählt und sich an ein Elvis-Konzert erinnert.

Er tourt noch einmal durch ein Amerika, das ihn nicht viel mehr braucht, als Bayern. Er weiß, dass das, was er gemacht hat, auf ein paar signierten Platten und in diesem Film überleben wird. Den Rest will er über der Wüste von El Paso verstreuen. Er tut immer noch, was er schon immer tat – mit überteuerten deutsche Drumsticks, in fast leeren Bars und obwohl es der Deutschen Bahn egal ist, wer auf ihren Sitzen über die Vergangenheit spricht. Jimmy weiß, daß er ein Relikt ist. Doch er gibt nicht auf. John Wayne hat es ja auch nicht.

 

Text von Sebastian Gutnik
Jugendmedienverband Mecklenburg-Vorpommern
Jugendredaktion von filmab!, das unabhängige Magazin zum 23. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern

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